P7 Sonnen Passivhaus in Oberaudorf

Familie Freundorfer

Konzept

Ein „Einheimischen Baugebiet“ der Gemeinde Oberaudorf veranlasste die fünfköpfige Familie den lange gehegten Traum eines „hölzernes Passivhauses“ in die Tat umzusetzen.

„KISS“ (keep it simple and stupid) begleitet die3 jährige Optimierungsarbeit der am Bau beteiligten Firmen. Die Ergebnisse dieser Arbeit waren durchwegs wärmetechnische bessere und gleichzeitig einfachere und sichere Details.

Ein Holzscheitofen mit Wassertaschen dient als einzige Energiequelle für Heizung und Warmwasser, diese neuartige Lösung ergibt einen Primärenergiekennwert für Warmwasser, Heizung und Hilfsstrom von 17 kWh/m²a.

Die weitere Herausforderung für die Planungsarbeit war die Umsetzung als Generationenhaus. Drei Nutzungsmöglichkeiten wurden realisiert. Zum einen ein Einfamilienhaus mit 170m² für die jetzt fünfköpfige Familie, zum zweiten die Abtrennung eines Apartments mit 40m², zum dritten die Aufteilung in einen 55m² große Wohnung und eine 110m² große Einheit.

Aufsehenerregend und für die kleine Gemeinde am Alpenrand sensationell war das Errichtung der Gebäudehülle ab Kellerdecke an einem Tag.

Hier nun die verschiedenen Meinungen der Bewohner

Die Bauherren Josefa und Franz Freundorfer und der Nachwuchs

Maria (17)

Johannes (16)

und Kathi (13)

Die Herrin (oder auch der "big boss") des Sonnen Passivhauses sieht das wie folgt.

Seit gut einem Jahr wohne ich zusammen mit meiner Familie in einem Passivhaus. Schon immer faszinierte mich die Kraft der Sonne! Als "Sonnenanbeterin" komme ich im Passivhaus voll auf meine Kosten. Die großen Glasflächen, vor allem auf der Süd-, aber auch auf der Ost- und Westseite geben mir das Gefühl der Weite und der Offenheit zur Natur. Ich mag dunkle und enge Räume nicht und freue mich daher jeden Tag über unser lichterfülltes Haus.

Nicht nur das Sonnenlicht, auch die Wärme,  die von den Glasflächen eingefangen wird, machen zusammen mit der Wärme des Holzofens  unser Haus angenehm und behaglich.

Die Wärme hält durch die gute Dämmung der Wände sehr lange an.

Gerade die Lüftungsanlage, die ich anfangs gar nicht in unserem neuen Haus haben wollte, trägt ihren Teil zur Behaglichkeit bei. Es ist ein schönes Gefühl immer frische Luft im Haus zu haben. Wir können aber jederzeit auch die Fenster und Türen öffnen. 

Unser Passivhaus hat  als einzige  Heizquelle einen Holzofen, der die Energie zum Großteil in den Wasserspeicher abgibt.  Unsere drei pubertierenden Kinder  empfinden es als Nachteil, dass warmes Wasser im Winter und in den Übergangszeiten nicht jederzeit und in jeder beliebigen Menge zur Verfügung steht. Es kann vorkommen, das der Warmwasserspeicher leer ist und erst mit Holz beheizt werden muss, was aber sehr schnell und mit wenig Holz möglich ist.

Wir freuen uns, dass wir für 170m² Wohnfläche mit 2 Raummeter Brennholz im Jahr für Heizung und Warmwasser auskommen.

Manchmal bedauern wir es, wenn wir vom warmen Wohnzimmer aus zusehen, wie in unserer näheren Umgebung Geld und Schadstoffe in die Luft geheizt werden.

Ich bin begeistert von der Idee des Passivhauses und bin froh, dass wir diesen Schritt gewaagt haben.

 

                                                              Josefa  Freundorfer  Ostern 2007

 

Aus dem Badezimmer schallte es einmal "Wos is denn des für a Sch...haus" aus dem Munde unserer Tochter Maria

Ich (Maria) wohne jetzt seit etwa einem Jahr in einem Passivhaus.

Anfangs bin ich regelmäßig ausgerastet, wenn ich nicht duschen konnte wann und solange es mir passte. Das war in den Zeiten, wenn es zu warm zum Einheizen war, die Sonne aber nicht schien.

Aber, da das nur sehr selten der Fall ist, fällt es mir mittlerweile nicht mehr schwer, mich ab und zu nach dem Wärmespeicher zu richten.

Ein großer Vorteil sind aber auf jeden Fall die angenehmen Temperaturen, die bei uns zu Hause herrschen. Im Winter ist es angenehm warm und im Sommer trotzdem immer kühl.

Den Unterschied merke ich besonders, wenn ich bei andern Leuten zu Besuch bin.

Früher hab ich mich oft gefragt, was das mit dem Passivhaus alles bezwecken soll, doch mittlerweile bin ich richtig stolz darauf, zu den Leuten zu gehören, die sich um unsere Umwelt sorgen und sich bemühen energiesparend zu leben.

 

                                                              Maria Freundorfer an Ostern 2007

 ...und zum Schluss der Bauherr

Mit dem Herrn beim Bauherrn ist das ja so eine Sache. Meine Baufrau, auch gerne von mir der "Big Boss" genannt, wollte von Anfang an einen Holzscheitofen im Passivhaus. Die Herren der Schöpfung, wenigstens jene, welche schon einmal ein Haus zusammen mit einem "Big Boss" gebaut haben, wissen, dass es Wünsche gibt bei denen jegliche Gegenwehr zwecklos ist. So mußte zusammen, was eigentlich nicht zusammenpaßt: "Der Ofen und das Passivhaus".

Wenn schon ein Ofen, dann sollte dieser Heizung und Warmwasserbereitung abdecken. Mir war klar, dass konventionelle Öfen mit Wassertaschen zu viel Energie an den Raum und zu wenig in den Wasserspeicher geben würden.  Nach  längerer  Suche  kam ich auf die Firma Rika. Die Berater von Rika konnten uns überzeugen und wir bauten den Tavo Aqua ein.

Wir haben im ersten Winter 1,5 Raummeter Buchenholz benötigt um Warmwasser und Heizung abzudecken.  Von Mitte März bis Mitte November läuft die Energieversorgung für Warmwasser und Raumwärme über die Solaranlage, die ebenfalls in den 1000 Liter fassenden Pufferspeicher heizt.

Zwei Dinge waren für mich wirklich erstaunlich.

Der Komfortgewinn über die installierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung, über die ich mich Tag für Tag freuen kann und die Nachhaltigkeitsdiskussion, die  in unserer Familie wegen der Warmwasserbereitung ausgelöst wurde. Von Anfang an war ein Heizstab im Pufferspeicher vorgesehen. Da unsere "Ofenlösung" ein Prototyp war, wollten wir aber mit dem Einbau warten, bis wir mit unserer Haustechnik vertraut waren. Als dann unsere Tochter Maria, wie weiter oben zu lesen war, ihren Protest in Bezug auf die Warmwasserversorgung hinausschrie. war für mich klar, dass es nun Zeit sei, den Heizstab zu installieren. Über die Temperaturanzeige im Wohnzimmer wurde meiner Frau klar, dass wir "Normalduscher" wohl keine zehn Prozent des warmen Wassers brauchen , das von unseren drei Kindern und "Dauerduschern" verbraucht wurde. Meine Frau diskutierte nun plötzlich über Nachhaltigkeit in unserem Passivhaus mit den Kindern (13, 16 und 17 Jahre alt). Nach wenigen Tagen wollte keiner mehr einen Heizstab in unserm Pufferspeicher haben. Man achtet etwas mehr als zuvor auf die Wärmemenge im Pufferspeicher und abends wird im Zweifelsfall noch ein Scheit mehr in den Ofen gelegt und der Komfort ist sichergestellt.

Ich möchte abschließend noch klar stellen, dass die für das Passivhaus entwickelte Lösung mit den Kompaktaggregaten eine wirklich tolle Sache ist. Wir haben lediglich für Ofenromantiker eine weitere Variante entdeckt und liebgewonnen.

Albert Einstein hat einmal gesagt: "Holzhacken führt unmittelbar zu Resultaten, was man beim Nachdenken nicht immer behaupten kann."

 

                                                     Franz Freundorfer  Oberaudorf

                                                     01. Mai 2007